Die Vergangenheit holt einen immer wieder ein. Das musste ich bei einem Gespräch mit dem ehemaligen Gymnasiallehrer Stefan Tönjes feststellen. Es ging dabei um den Berufsalltag der Sparte. Natürlich kam das Thema Abitur und Abi-Jahrbuch auf den Tisch. Ich erklärte, ich hätte mein Buch weggeworfen. Entsetzen auf dem Gesicht meines Gegenübers. Ich fühlte mich sofort schuldig.
Aber, ich kann das erklären. Zu meinen Berliner Zeiten bin ich neunmal umgezogen. Immer nur in einen anderen Kiez, aber bei jedem Umzug warf ich Ballast ab. Sollte das Buch damals noch im Gepäck gewesen sein, ist es spätestens in dieser Periode...entschwunden. Stefan Tönjes dagegen hat jede Ausgabe seiner Klassen über die Jahre behalten. Und er brachte mir „meins“ zur Ansicht in die Redaktion.
Als Erstes schlug ich die Porträtseiten auf: Wie sahen wir aus! Fast hätte ich mich nicht erkannt. Ich habe kurze Haare und gucke skeptisch zur Seite. Nicht mal an diesem Tag, der Verewigung im Jahrbuch, kann ich in die Kamera lächeln. Mit den Gesichtern der anderen Leute verbinde ich unterschiedliche Gefühle.
Dann lese ich die Zukunftsprognose: 20 Prozent meiner Kommilitonen glaubten, dass ich einmal in meinem Leben eine Bank ausrauben werde. Wieso das? Aber, das gefällt mir besser als die Zuschreibung Nonne oder Politikerin zu werden. Eins wäre irgendwie uncool, bei zwei hätte ich heute schon längst mehrere Kung-Fu Kurse belegt, um im Straßenkampf gewappnet zu sein.
Was mache ich nun mit dem Buch? Das Exemplar wird selbstverständlich nicht entsorgt. Es geht mit Dank für diese Zeitreise zurück an seinen Besitzer.