Bremerhaven

Blutet die Fußgängerzone aus? Diese Fachgeschäfte gab es früher in der „Bürger“

Früher war alles besser? Das stimmt meistens nicht. Die Bremerhavener Fußgängerzone „Bürger“ ist allerdings in den vergangenen 25 Jahren ganz schön ausgeblutet. Diese Geschäfte konnten nie gleichwertig ersetzt werden.

Das Bekleidungsgeschäft Otto May: Die Schließung war seinerzeit ein herber Verlust.

Das Bekleidungsgeschäft Otto May: Die Schließung war seinerzeit ein herber Verlust. Foto: Archiv

1999: Das Kaufhaus „Horten“ schließt nach Jahrzehnten. Ein herber Schlag für die Bremerhavener. Außerdem verschwindet am anderen Ende der „Bürger“ nach 118 Jahren das Bekleidungsgeschäft „Otto May“, das unter anderem Kindermode anbot. Kaum ein Bremerhavener, der sich nicht an die Clowns-Puppe am Trapez im Schaufenster erinnert.

Das ehemalige Horten-Haus:  Jahrzehntelang prägte die typische Horten-Wabenfassade die südliche Innenstadt. 

Das ehemalige Horten-Haus: Jahrzehntelang prägte die typische Horten-Wabenfassade die südliche Innenstadt. Foto: Archiv

2004: Räumungsverkauf bei „Cityman“. Das 1956 von Johann F. Fulfs eröffnete Herrenmodegeschäft gehörte zu den letzten privaten Traditionsunternehmen in der Stadt. In dieser Zeit schließen auch der Calida-Shop, Camera und die beiden Jean-Pascale-Filialen. Auch Dieter Rost, der ehemalige Torwart von Bremerhaven 93, übergibt nach 33 Jahren sein Sporthaus. Unter neuem Besitzer heißt es „City Sport“ und überlebt nicht lange.

Buchhandlung Mügge: Eine Institution schließt

2012: Das Geschäft Skate-Gate verlässt die „Bürger“. Mit seinem Neffen Rouven Wisotzka hatte Joachim Haack 1996 in der Preßburger Straße „Skate-Gate“ eröffnet. Das Geschäft wurde im norddeutschen Raum zu einer der ersten Adressen für den Trendsport Inline-Skating.

Für Bremerhaven ein ganz besonders herber Verlust: Inhaber Norbert Mattern muss seine Buchhandlung „Mügge“ aufgeben. Der neue Standort im ehemaligen Gemeindehaus war erst einige Jahre vor dem Aus bezogen worden. 

Für Bremerhaven ein ganz besonders herber Verlust: Inhaber Norbert Mattern muss seine Buchhandlung „Mügge“ aufgeben. Der neue Standort im ehemaligen Gemeindehaus war erst einige Jahre vor dem Aus bezogen worden. Foto: Scheer

2013: Der Besteckhersteller WMF und die Mode-Boutique Gina Laura schließen ihre Filialen in der „Bürger“. Für Bremerhaven ein ganz besonders herber Verlust: Inhaber Norbert Mattern muss seine Buchhandlung „Mügge“ aufgeben. In die Geschäftsräume zieht das TUI Reisecenter.

Jelden war erste Adresse für hochwertige Mode

2018: Das traditionsreiche Modehaus Jelden am Theodor-Heuss-Platz macht dicht. 73 Jahre lang stand der Name des Unternehmens für gehobene Damen- und Herrenmode.

Ansicht der ehemaligen Geschäftsräume des Modehauses Jelden gegenüber des Kunstmuseums und Theaters Bremerhaven. 

Ansicht der ehemaligen Geschäftsräume des Modehauses Jelden gegenüber des Kunstmuseums und Theaters Bremerhaven. Foto: Arnd Hartmann

2020: Das Warenhaus Karstadt schließt nach 90 Jahren in Bremerhaven für immer. Der Elektronikmarkt „Saturn“ ist dicht. Gerry Weber weg. Das bekannte Blumenhaus „Siedenburg“ (seit 1953) sowie das inhabergeführte Schuhhaus Lange, ebenfalls eine Bremerhavener Institution, sind ebenfalls Geschichte.

Ansicht des ehemaligen Karstadtgebäudes im Januar 2022. Foto: Hartmann

Ansicht des ehemaligen Karstadtgebäudes im Januar 2022. Foto: Hartmann Foto: Arnd Hartmann

2021: Das Modegeschäft „Boutique Basar“ von Petra Pantke schließt. Der „Happy Jeans Shop“ von Thomas Bremicker verlässt nach 50 Jahren die Stadt - ist aber unter anderem in Bad Bederkesa noch für Kunden da.

Christiane Lührs schließt ihre Modeboutique

2022/23: Christiane Lührs schließt ihre Modeboutique. Eine der letzten Bremerhavener Mode-Institutionen verschwindet. Vor 2014 war das Geschäft als Quellmalz-Moden bekannt. Die Schuhkay-Filiale schließt nach 20 Jahren in der Innenstadt.

So eine Aufzählung wirkt bekümmernd und entmutigend - so viele tolle Geschäfte sind schon gegangen - obwohl die „Bürger“ mit ihrer Überdachung und Länge als einzigartig in Norddeutschland gilt. Die spontane Frage: Was bleibt denn noch in der Fußgängerzone? Herrenmode Von der Heide, Goldschmiede Hornung Groen, Buchhandlung Morisse und Reformhaus Schloßhauer fallen Bremerhavenern spontan ein. Viel ist das nicht.

Wie geht es jetzt weiter?

Man darf allerdings nicht vergessen: Es sind auch immer wieder Geschäfte neu in die „Bürger“ gezogen, wie zuletzt etwa „Zeitraum“. Echten Leerstand gibt es auch heute kaum. Und auch vor 1999 mussten schon liebgewonnene Traditionsgeschäfte ihre Türen schließen, darunter die Modegeschäfte Ketelsen und Bentler-Goldacker, Eisenwaren Ziegfeld oder Porzellan Weyen. Zuletzt zeigt das: Die „Bürger“ ist schon immer im Wandel gewesen.

Das 1956 von Johann F. Fulfs eröffnete Herrenmodegeschäft gehörte zu den letzten privaten Traditionsunternehmen in der Stadt.

Das 1956 von Johann F. Fulfs eröffnete Herrenmodegeschäft gehörte zu den letzten privaten Traditionsunternehmen in der Stadt. Foto: Scheschonka

Jens Gehrke

Reporter

Jens Gehrke wurde in Bremerhaven geboren und ist seit 2011 im Verlag. Der Reporter, Jahrgang 1984,  fühlt sich im Cuxland genauso zu Hause wie in der Seestadt. Der Schwerpunkt liegt auf der Politik-Berichterstattung. Privat interessiert ihn vor allem der Sport.

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