Moin

Eine halbe Stunde Weltfrieden - im Bus zuir Arbeit

Martina Weidel

Es war einmal vor langer, langer Zeit, nämlich im April 1189, da sind circa 900 Menschen von Blexen mit dem Schiff ins Ausland gefahren. Das steht so auf der Tafel des Gedenksteins am Fähranleger. Grund: Geplante Kloppe mit anderen Leuten. War das nötig, fragt man sich, und erneut stellt sich die Frage: Gab es je eine Zeit, in der die Menschheit mehr gefeiert hat, als sich zu hauen? Nur für einen einzigen Tag? Einen halben Tag? Okay, für eine Stunde? Ein halbes Stündchen? Gab es das?

Auf jeden Fall sind diese 900 Leute losgefahren, und plötzlich waren sie verschwunden. Einfach weg! Und das Schild auf dem Stein weiß bis heute nicht, was mit ihnen passiert ist. Vielleicht haben sie sich bereits an Bord gezankt? Oder der Thermomix ist kaputtgegangen - Hunger ist kein guter Begleiter. Oder Löcher in den Schiffen? Wäre es nicht schön, wenn sie sich einfach nur verfahren hätten? Vielleicht sind sie auf einer bis heute nicht entdeckten Insel gelandet und haben es sich gut gehen lassen. Und zwar alle. Auch die, die vielleicht schon vorher auf der Insel lebten. Das wäre doch mal eine gute Nachricht.

Es war einmal vor langer, langer Zeit, nämlich letzte Woche Donnerstag, da stand ich am Fähranleger, genau da, wo die 900 Leute damals losgefahren sind. Das Universum meinte, wir haben uns nur knapp verpasst. Der Unterschied ist, dass ich nicht in den Krieg wollte, sondern nur zur Arbeit. Viele sagen: Arbeit kann auch Krieg sein! Bei mir aber nicht und in der KZW-Redaktion auch nicht.

Ein weiterer Unterschied ist, dass ich angekommen bin, ohne durch Blexen, Einswarden und Umgebung zu irrlichtern oder gar verloren zu gehen. Das lag in diesem Fall am funktionierenden menschlichen Navi: dem guten und freundlichen Busfahrer. Und gehauen haben wir uns auch nicht, wir hatten aber auch keinen Hunger. Die Fahrt dauerte knapp 30 Minuten. Das war meine halbe Stunde Weltfrieden. Es war ein schöner Tag.

Martina Weiler
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