Was einmal klappt, klappt wieder, hat sich Ente „Erna“ aus Bremerhaven vielleicht gedacht. Die Entenmama hatte im Mai 2022 im vierten Obergeschoss einer Stäwog-Wohnung in Mitte das Hochbeet von Ida Hörndler und Uwe Kupfer als Brutplatz auserkoren. Zehn Eier legte sie. Das Paar taufte sie „Erna“.
Zufällig sollten die Entenkinder in der Zeit schlüpfen, in der auch der errechnete Geburtstermin des ersten Kindes des Paares lag. Eine schöne Geschichte, über die die NORDSEE-ZEITUNG vor einem Jahr berichtete - und die nun eine amüsante Fortsetzung findet. Denn Ente „Erna“ hat wieder Eier ins Hochbeet gelegt. Diesmal sogar 15 Stück.
Die junge Familie ist ausgezogen - „Erna“ nicht
„Ob es Erna ist, wissen wir ja nicht, aber es liegen Eier im Hochbeet“, erklärte Ida Hörndler, jetzt Mama von Söhnchen Paul. Aus dem Grund ist das Hochbeet auch nicht mit umgezogen, sondern in Bremerhaven geblieben. Die junge Familie lebt nämlich seit einiger Zeit in Wilhelmshaven.
Die Nachmieter der Wohnung sind die Bremerhavener Julia Nietzhold und Niklas Almer. Und sie erwarten - wie die Vormieter vor einem Jahr - ihr erstes Kind.
Die Erzieherin ist im siebten Monat schwanger und darf schon länger nicht mehr arbeiten. Gemeinsam mit ihrem ein Jahr älteren Mann, der Koch ist, dokumentieren sie „Ernas“ Alltag fast täglich für die Familie - „alle wollen Fotos sehen und fiebern mit“, schildert sie. Das Paar hat jetzt im vierten Obergeschoss sozusagen ein „Tier-TV“. „Erna“ legte bis vor Kurzem jeden Tag ein Ei und flog wieder weg. Seit einigen Tagen bebrütet sie die Eier.
Diesmal kein Wettbrüten mit der „Entenmama“
„28 Tage, dann sollten die Küken schlüpfen“, hat sich die 26-Jährige schlau gemacht. Anders als ihre Vormieterin kann die Bremerhavenerin entspannt dem Kükenschlüpfen entgegen schauen, denn sie erwartet den eigenen Nachwuchs erst Ende August.
Den Balkon teilen sich die „werdenden Mütter“ wie gewohnt. Julia Nietzhold hängt auch mal Wäsche zum Trocknen auf. „Erna“ nehme das gelassen. Nur wenn man zu nah und zu lange beim Gelege steht, faucht sie“, sagt die Erzieherin.
„Ernas“ Alltag scheint klar geregelt: Morgens kommt sie angeflogen und brütet den ganzen Tag auf den Eiern. Stöcke - oder was immer ihr nicht gefällt im Gelege, schmeißt sie raus. Gegen Mitternacht verabschiedete sie sich für die Nacht - und hat eine kuriose Angewohnheit entwickelt. Sie deckt ihre Eier mit einem alten, gelben Schwammtuch ab, das sie irgendwo her hat. Morgens kehrt sie zurück.
Julia Nietzhold und Niklas Almer wollen sich nun Rat holen, wie sie die dann hoffentlich muntere Entenfamilie Anfang Juni sicher an einen Teich umsiedeln können.
Drei Fragen an... Bastian Lange, Tierarzt im Zoo am Meer
Wo brüten Enten normalerweise? An Uferböschungen im Dickicht. Doch in der Stadt nutze die Enten auch Balkone oder Flachdächer oder sogar verlassene Nester in Bäumen. Und wenn es in einmal gut geklappt hat, kehren die Tiere, die bis zu zehn Jahre alte werden können, tatsächlich zurück. Auf dem Balkon ist das Tier geschützt und sein Gelege vor Katzen oder Füchsen. Da die Jungen zur selben Zeit schlüpfen müssen, brütet das Weibchen erst, wenn das Gelege vollständig ist.
Was ist an dem Brutplatz im vierten Obergeschoss problematisch? Die Höhe. Entenkinder haben ein geringes Gewicht und das dicke Daunenkleid, das sie vor größeren Verletzungen beim Sprung aus der Höhe schützen. Aber ein viertes Obergeschoss ist schon sehr hoch. Und der Untergrund womöglich Asphalt. Das würden die Küken vielleicht nicht überleben.
Muss „Erna“ versorgt werden? Wenn sie täglich wegfliegt, wird sie sich selbst versorgen und so lange sie nicht abmagert muss man sie nicht füttern oder Wasser anbieten. Wichtig ist, dass die Enten, nachdem alle Küken geschlüpft sind, sofort an einen Teich gebracht werden. Dazu muss man erst die Mutter fangen und in einen Karton - gut verschlossen - setzen. Die Jungen kommen alle zusammen in eine weitere Schachtel. Am Gewässer angekommen sucht man sich eine Stelle mit flachem Ufer und lässt zuerst die Küken an Land frei. Dann muss man sich ein paar Meter entfernen und die Mutter erst freilassen, wenn die Jungen anfangen zu piepsen. Durch diese Rufe erkennt die Mutterente ihre Jungen.
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