Cuxland

Spardruck kommt: Hier wird’s für die Bürger im Winter kühler

Die Gemeinden im Kreis wollen Energie einsparen. Die Details werden noch ausgearbeitet. Fest steht: In Turnhallen und Schwimmbädern wird es kühl, in den Kitas und Altenheimen bleibt es warm. Für Bürger könnten Dienstleistungen teuer werden.

Die Gemeinden im Altkreis Wesermünde wollen Energie einsparen. Bislang sind nicht alle Details geklärt.

Die Gemeinden im Altkreis Wesermünde wollen Energie einsparen. Bislang sind nicht alle Details geklärt. Foto: Archiv

Die Vorgaben des Bundes sind jetzt da. Demnach sollen öffentliche Gebäude nur noch bis höchstens 19 Grad beheizt werden. Turnhallen bei 17 Grad. Dazu kommt, dass Boiler und Durchlauferhitzer neben Waschbecken tabu sein sollen, Händewaschen also nur noch kalt möglich sein wird. Zu guter Letzt sollen Beleuchtungen mit einem rein dekorativen Charakter, etwa an Denkmälern, nicht mehr erlaubt sein.

Nachtwächter bleibt dunkel

Die Stadt Geestland weiß schon genau, wie sie noch darüber hinaus und weitergehend sparen will. Zur kommenden Heizperiode will man die Temperatur in öffentlichen Gebäuden wie vorgeschrieben absenken, erklärt Dezernentin Gabi Kasten. Hinzu komme, dass man die Leistung der Straßenlaternen absenken wolle und diese für drei Stunden in der Nacht ganz aussetzen. Die nächtliche Beleuchtung in den Rathäusern werde abgeschaltet, auch die Beleuchtung von Denkmälern wie dem Nachtwächter am Lindenhof eingestellt. „Die Stadt will die Durchlauferhitzer für Warmwasser in den Rathäusern genauso abschalten wie die öffentlichen Brunnen am Beerster Rathaus und im Kurpark“, teilt Kasten mit. Das Wasser aus den Brunnen sei schon entfernt worden. Die Wassertemperatur in der Moor-Therme soll noch weiter verringert werden, Beratungsbedarf gebe es noch hinsichtlich der Sauna. Zudem stimme man sich derzeit mit der Samtgemeinde Land Hadeln (Hallenbad Wingst) und Hemmoor (Ostewelle) ab, die Schwimmbäder jeweils einen Tag in der Woche zu schließen.

Abstimmungen stehen noch aus

Die anderen Gemeinden im Altkreis Wesermünde wollen natürlich auch die gesetzlichen Vorgaben umsetzen. Daran lässt etwa Jan-Christian Voos als Fachbereichsleiter der Gemeinde Hagen im Bremischen keinen Zweifel.

Was sie noch darüber hinaus machen wollen, befindet sich meistens noch in der Abstimmung. Beverstedt will am 5. September im Verwaltungsausschuss ein Gesamtpaket beschließen. Bürgermeister Guido Dieckmann (parteilos) erklärt: „Dabei geht es unter anderem um die Möglichkeit des Absenkens der Raumtemperaturen, um Einschränkungen bei der Warmwassertemperatur, Verringerung der Zeiten der Straßenbeleuchtung, um die Weihnachtsbeleuchtung, um weitere energetische Maßnahmen.“ Als erste konkrete Maßnahme habe man bereits die Straßenbeleuchtung in der Gemeinde Beverstedt bis Mitte September komplett ausgeschaltet.

Nach Informationen unserer Zeitung sollen sich die Bürgermeister der Altkreis Gemeinden in Vorgesprächen informell darüber verständigt haben, die Raumluft-Temperaturen in den Kitas und Krippen nicht zu verringern, auch soll offenbar das Warmduschen in Turnhallen für Schüler und Sportler möglich bleiben - auch wenn das nicht unbedingt den strengen Wünschen des Bundes entspricht. In Pflegeheimen und Sozialeinrichtungen soll es sowieso und auch nach dem Willen des Bundes warm bleiben.

Viele Abstimmungen notwendig

Schiffdorfs Bürgermeister Henrik Wärner (CDU) berichtet: „Wir haben unsere Überlegungen noch nicht abgeschlossen, sondern arbeiten derzeit mit den Fachbereichen an einem abgestimmten Paket zur Energieeinsparung.“ Wichtig sei es auch, sich zwischen den Gemeinden abzustimmen und einheitliche Maßnahmen auf den Weg zu bringen.

Der Bürgermeister der Gemeinde Loxstedt, Detlef Wellbrock, will die Vorgaben des Bundes natürlich auch mittragen. Das detaillierte Paket zu den Sparmaßnahmen werde am 20. September im Verwaltungsausschuss auf den Weg gebracht. Wellbrock unterstreicht, dass man nicht nur das Sparen in den Blick nehmen dürfte, das leicht ins Symbolische abdrifte, sondern es mindestens so wichtig sei, in Energieeffizienz zu investieren, um durch Solaranlagen, Solarthermie und Erdwärme sowie energetische Sanierung nachhaltig gut aufgestellt sein. Seine Gemeinde tue das seit zehn Jahren, und schaffe es, immer wieder den extrem ambitionierten „European Energy Award“ zu erneuern. Das sagt zwar nicht Wellbrock selbst, doch: Loxstedt ist eigentlich schon dort, wo Deutschland einmal hinmöchte.

Die Kommunen wollen Energie einsparen, um selbst Kosten im Griff zu behalten. Trotz der Anstrengungen dürfte aber klar sein, dass sie die Preise für einige ihrer Angebote werden erhöhen müssen, auch wenn die Bürgermeister das noch nicht bestätigen. Wahrscheinlich ist, dass zumindest einige Gemeinden die Betreuungsgebühren in Kitas, Krippen und Horten anheben müssen, um sich die Heizkosten für diese Einrichtungen leisten zu können. Auch der Besuch des Schwimmbades, die Ausleihe in der Bibliothek, der Unterricht der Musikschule könnte mittelfristig in einigen Orten teurer werden. Möglich wäre auch, dass es zu tageweisen Schließungen von Einrichtungen kommt. Das sagen jedenfalls Verbände wie der Deutsche Landkreistag und der Städte- und Gemeindebund voraus.

Jens Gehrke

Reporter

Jens Gehrke wurde in Bremerhaven geboren und ist seit 2011 im Verlag. Der Reporter, Jahrgang 1984,  fühlt sich im Cuxland genauso zu Hause wie in der Seestadt. Der Schwerpunkt liegt auf der Politik-Berichterstattung. Privat interessiert ihn vor allem der Sport.

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