Bremerhaven

Inflation und Existenzängste: Sind kleinere Geschäfte in Bremerhaven in Gefahr?

Steigende Preise machen es kleinen Läden schwer, finanziell über die Runden zu kommen. Der Glückswinkel in Bremerhaven will der Umwelt mit unverpackten Lebensmitteln einen Gefallen tun. Funktioniert das - trotz Inflation?

Fiona Brinker ist eine der zwei Geschäftsführerinnen des „Glückswinkels“ in der Bürgermeister-Schmidt-Straße in Bremerhaven.

Fiona Brinker ist eine der zwei Geschäftsführerinnen des „Glückswinkels“ in der Bürgermeister-Schmidt-Straße in Bremerhaven. Foto: Feenke Hornbostel

Die angestiegenen Preise dürften inzwischen jedem Einkäufer aufgefallen sein. Immer weniger Lebensmittel landen für immer mehr Geld im Einkaufswagen. Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine, aber auch die Corona-Pandemie, haben ihren Teil zu den steigenden Preisen beigetragen. Auch in Bremerhaven läuft man an vielen leeren Schaufenstern vorbei, mussten schon Geschäfte schließen, da sie den hohen Energiekosten nicht mehr standhalten konnten. Kleine, unabhängige Geschäfte, wie der Glückswinkel in der Bürgermeister-Schmidt-Straße, sind von den Preiserhöhungen besonders bedroht. Der Unverpackt-Laden musste bereits im letzten Jahr um seine Existenz bangen. Doch das hatte nichts mit Inflations und Co. zu tun.

Gewürzgurken sorgen für Ärger

Anfang Dezember sorgte ein Glas Gewürzgurken dafür, dass der Glückswinkel kurz vor dem Bankrott stand. Da im Onlineshop des Unverpackt-Ladens zwar der Abfüller der Gurken aufgeführt war, aber nicht die Adresse, folgte eine Vertragsstrafe durch einen Abmahnverein. 3000 Euro sollten gezahlt werden. Diese Summe machte dem Glückswinkel schwer zu schaffen, denn ein Weiterbestehen des Ladens war unsicher. Durch einen Spendenaufruf und die darauf folgenden Spenden konnte der gesamte Betrag letztendlich beglichen werden. „Die Summe ist bezahlt und der Fall hat sich erledigt.“, so Fiona Brinker, eine der beiden Geschäftsführerinnen, erleichtert. „Ich glaube, dass wir gerade wieder ganz gut auf den Beinen stehen.”

Onlineshops machen Glückswinkel Konkurrenz

“Es war ein Auf und Ab”, antwortet Brinker auf die Frage nach dem Kundenaufkommen und der finanziellen Situation des Ladens seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Und jetzt noch die Inflation und extrem stark gestiegene Energiekosten. Muss einer der wenigen Unverpackt-Läden in Bremerhaven, in denen die Kunden möglichst nachhaltig einkaufen können, bald aufgrund der hohen Energiepreise die Türen schließen? “Wir beziehen Ökostrom und unser Verbrauch ist sehr gering”, antwortet Brinker auf die Frage nach den steigenden Energiepreisen.


Jedoch glauben die Geschäftsführerinnen nicht, dass finanzielle Einbußen nur mit den Corona-Maßnahmen oder den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs zu tun haben. „Unser Gefühl ist, dass es weniger am Krieg oder an Corona liegt, sondern mehr an der Online-Konkurrenz. Deswegen setzen wir auch immer mehr auf unseren Onlineshop und bauen ihn immer weiter aus“, sagt Brinker.

Am Ende des Monats bleibt nicht viel übrig

Denn der Glückswinkel ist zwar in der Regel gut besucht, die meisten Kunden haben allerdings nur Stammprodukte, die sie dort einkaufen. Vieles wird weiterhin in den normalen Supermärkten eingekauft. Für die Glückswinkel-Betreiberinnen ein Problem? „Es ist immer so, dass wir am Ende des Monats gut rauskommen und weitermachen können. Große Reserven anschaufeln können wir uns aber nicht,“ sagt Brinker.

Unverpackt in Richtung Zukunft

Ohne Verpackungsmaterial, von regionalen Anbietern, häufig auch ökologisch erzeugte Produkte: Nachhaltiger als in einem Unverpackt-Laden kann man kaum einkaufen. Aber wie unterscheidet man echte Nachhaltigkeit von Greenwashing? Durch Greenwashing täuschen Unternehmen Nachhaltigkeit durch irreführende Aussagen vor. Die Geschäftsführerin des Glückwinkels trifft eine klare Aussage zu dem Thema: „95% aller Supermärkte betreiben Greenwashing.” In vielen Supermärkten werden viele Naturprodukte unnötig verpackt: Ananas, die geschält wird, um dann anschließend wieder mit Plastikfolie eingepackt zu werden, ist da nur ein Beispiel. Unvorstellbar in einem Laden wie dem Glückswinkel, in dem man sich seine Nudeln und sein Waschmittel selbst abfüllen kann.

Finanziellen Problemen, Inflation und darauffolgender Preissteigerung zum Trotz, sieht es so aus, dass die beiden Geschäftsführerinnen den Glückswinkel weiterführen können.

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