Steigende Heizkosten, Aufrufe, Energie zu sparen: Viele Haushalte neigen derzeit dazu, möglichst wenig zu heizen – und auch möglichst wenig zu lüften, um nicht gleich wieder die Heizung hochdrehen zu müssen. Doch dadurch hat man schnell mit von innen beschlagenen Fenstern zu tun. Es läuft ein dünner Film Wasser an ihnen herunter. Spätestens jetzt ist es an der Zeit zu lüften. Das Kondenswasser ist ein Zeichen für zu viel Feuchtigkeit im Raum. Ohne Abhilfe drohen Schimmelbildung an der Wand und Risse in der Fensterisolierung.
Sechs bis zwölf Liter Wasser gibt ein Vier-Personen-Haushalt durch Atmen und Schwitzen pro Tag an die Raumluft ab. Trifft diese warme feuchtigkeitsgesättigte Luft auf kältere Bereiche, dann kommt es dort zur Bildung von Kondenswasser. Vorzugsweise passiert das an Fenstern, Außenwänden und Zimmerecken.
Ines Ewen vom Team Energie- und Klimaschutz von der niedersächsischen Verbraucherzentrale sagt: „Nehmen Sie im Sommer eine Flasche aus dem Kühlschrank. Die warme Außenluft trifft auf die Flasche, sofort bildet sich ein Feuchtigkeitsfilm. Genauso ist das in den Wohnräumen an den Stellen, die kühler sind als der Rest." Das Gefährliche daran: Wenn nicht genügend geheizt und gelüftet wird, kann es schon innerhalb von 14 Tagen zu Schimmelbildung führen.
Wie lüftet man also richtig?
Tritt Kondenswasser am Fenster auf, kann es am besten mit einem saugfähigen Lappen entfernt werden. Danach sollte man lüften. So lange zu lüften, bis die Feuchtigkeit von der Fensterscheibe verschwunden ist, ist allerdings kontraproduktiv. Je länger die Fenster geöffnet sind, desto mehr Wärme wird der Raumluft entzogen. Die Wände kühlen aus und müssen erst wieder erwärmt werden. Das kostet unnötig Energie und damit Geld. Querlüften geht vor Stoßlüften. Wenn möglich, sollten zwei, sich in der Wohnung gegenüberliegende Fenster, geöffnet werden, so dass ein Durchzug entsteht. Ideal ist es, drei bis fünf Mal täglich für ungefähr fünf Minuten zu lüften. Ein bloßes Kippen der Fenster hat dagegen keinen ausreichenden Lüftungseffekt. Um Heizkosten zu sparen, empfiehlt es sich während des Lüftens die Thermostate herunterzudrehen.
Wer auf Nummer sicher gehen will, dass er die richtige Luftfeuchte im Raum hat, der kann sich ein Hygrometer anschaffen. Nils Dettmann, Geschäftsführer der Firma Koop Energietechnik GmbH im Geestland, sagt: "Das Messgerät sollte optimal einen Wert zwischen 40 und 60 Prozent anzeigen. Bei einem Wert unter 40 Prozent ist die Luft zu trocken. Das kann bei empfindlichen Personen zu Hautreizung oder Atemwegsbeschwerden führen."
Jeder Raum hat seine Besonderheit
Grundsätzlich gilt, wenn sich in einem Raum viele Menschen aufhalten, sollte öfter durchgelüftet werden. In der Küche kommt es beim Kochen schnell zur Dampfentwicklung. Idealerweise transportiert eine Dunstabzugshaube diesen nach draußen. Wer diese Möglichkeit nicht hat, kann direkt ein Fenster öffnen, um die Feuchtigkeit abzuleiten.
Dasselbe gilt für das Badezimmer, wenn beim Duschen der Wasserdampf im Zimmer steht. Die Türen in Räumen mit hoher Feuchtigkeit sollten geschlossen bleiben. So wird verhindert, dass sich der Dampf in der gesamten Wohnung verteilt. Frisch gewaschene Wäsche gehört deshalb zum Trocknen auch in den Keller oder auf den Balkon. Schlafzimmer sind bei unzureichender Belüftung besonders anfällig für Schimmel. In der Nacht kann ein Erwachsener bis zu einem Liter Feuchtigkeit ausdünsten. Daher muss besonders nach dem Aufstehen für einen Luftwechsel durch weit geöffnete Fenster gesorgt werden. Das macht dann auch gleich richtig wach.