Warum vier junge Bremerhavener exklusive Ferienwohnungen anbieten
Wer in Bremerhaven Urlaub macht oder auf Geschäftsreise ist, geht ins Hotel - oder bucht ein Ferienapartment. Doch lange gab es bei Ferienwohnungen kaum hochwertige Angebote, sagt Tim David Müller-Zitzke. Mit drei Freunden hat er das geändert.
Der Blick aufs Wasser ist einmalig. Unter der großen Terrasse befindet sich das Strandbad, Schiffe ziehen auf der Weser vorbei, abends genießen die Gäste den Sonnenuntergang. „Das ist unser neuestes Ferienapartment“, sagt Tim David Müller-Zitzke. Die Penthouse-Wohnung befindet sich im Gebäude des Restaurants „Panorama“ direkt auf dem Deich und gehört - mit der Nachbarwohnung - mit zu den teuersten Ferienapartments in Bremerhaven. In der Saison zahlen Gäste mehr als 250 Euro die Nacht für das Apartment mit einem Schlafzimmer.
Mit drei Freunden vor zwei Jahren das Unternehmen gegründet
Vor zwei Jahren - noch während der Pandemie - hat Müller-Zitzke, der mit seinen Filmen wie „Projekt: Antarktis“ bekannt wurde, mit drei Partnern das Unternehmen Bheaven gegründet.
Der Namen entstand natürlich in Anlehnung an Bremerhaven. „Wir sind alle Wahl-Bremerhavener, die die Stadt sehr ins Herz geschlossen haben“, so Müller-Zitzke, der mit 29 Jahren der älteste der vier Gründer ist. Till Biele und Nuradin Schöning sind 23 Jahre jung, Alexander Mayle 26. Die drei studieren an der Hochschule Gründung, Innovation und Führung, kurz Gif, kommen aus Dresden, Nürnberg und Walsrode und wollen Bremerhaven mit voranbringen. „Wir finden, dass gerade im Premium-Bereich Ferienapartments in der Stadt fehlen“, sagt Müller-Zitzke, der selbst fürs Hochschulstudium aus dem niedersächsischen Landkreis Northeim an die Küste zog. Bremerhaven habe da Nachholbedarf.
Familie und Freunde als Tester für Wohnungen eingesetzt
Ihre Geschäftsidee klingt zunächst einfach: Die Unternehmer mieten Wohnungen langfristig von den Eigentümern an und gestalten sie erst einmal um. Die Immobilien werden komplett renoviert, neu mit Möbeln, Betten und Vorhängen ausgestattet. Hochwertig und stylish ist dabei die Devise. Statt 08/15 gibt’s Netflix, WMF und veganes Duschgel als Standard.
„Am Anfang schickten wir Familienmitglieder oder Freunde in die Wohnungen, um zu testen, was fehlt“, sagt der Filmemacher, der auch seine Eltern einsetzte. Anschließend kamen noch ein paar Backutensilien in die Küche. „Bei uns soll man sich nicht ärgern, dass es keine Rotwein-, sondern nur Weißweingläser gibt oder keine Auflaufform da ist“, so Müller-Zitzke. Man gehe für die Gäste eine Extra-Meile. Die schätzten das, auch dass sie regionale Produkte wie von Katie’s Pastry vorfänden. „Und wir sind jederzeit erreichbar, wir betreiben unser Geschäft vor allem digital“, so der Gründer. 15 Apartments hat Bheaven zurzeit im Angebot, acht im Premium-Bereich, die anderen sind günstiger.
„Wir nehmen den Hotels in der Stadt keine Kunden weg“
Zu ihren Wohnungen kommen die vier bislang meist über ihr eigenes Netzwerk. Wie bei der Wohnung in den Weserterrassen, die zwei Schwestern geerbt hatten, die die Immobilie nur ein paar Urlaubswochen im Jahr selbst nutzen wollen. „Für sie war unsere Geschäftsidee passend. Sie müssen sich um nichts kümmern“, sagt Müller-Zitzke.
Den Vorwurf aus Städten wie Berlin, dass mit der Umwidmung den Einwohnern Wohnraum entzogen werde, sieht er in Bremerhaven nicht. „Wir nutzen auch schwer zu vermietende Wohnungen, etwa ein leerstehender Laden in der Schleswiger Straße, für den es keinen Gewerbekunden mehr gab und der als Wohnraum für Mieter unattraktiv war.“ Bei den Touristen sei die Immobilie beliebt, wegen Parkplätzen vor der Tür und der Havenwelten um die Ecke. Einige der Premium-Apartments liegen im Goethequartier, etwa in der Kistnerstraße, eines in der Schleusenstraße bei der „Alten Bürger“. Nicht gerade die nobelsten Adressen für exklusive Angebote. Das habe die Kunden überhaupt nicht gestört, so Müller-Zitzke. Die Wohnung in einem Jugendstil-Altbau in der Kistnerstraße werde wegen ihrer Größe und der Terrasse gelobt. „Für die Gäste zählt, wie gut das Apartment ist und die Laufnähe zu den Sehenswürdigkeiten und dem Deich“, sagt er. Aber natürlich achte man bei Anmietungen darauf, wie die unmittelbare Umgebung aussehe.
Neue Touristen für die Stadt gewinnen
Aber gibt es in Bremerhaven überhaupt die große Nachfrage nach exklusiveren Ferienwohnungen? „Das ist immer die Henne-Ei-Frage: Wartet man auf die Nachfrage oder schafft man erst ein Angebot?“, so Müller-Zitzke. „Wir präsentieren unsere Ferienwohnungen auch auf Instagram und merken, dass Nachfragen kommen von Leuten, die bislang nicht daran dachten, ein paar Tage nach Bremerhaven zu kommen.“
Bheaven würde so auch Bremerhaven promoten.
Mit der bisherigen Geschäftsbilanz sind die Unternehmensgründer zufrieden: Mehr als 2.500 Nächte seien vergangenes Jahr gebucht worden. Aber irgendwann ist der Bremerhavener Markt ja gesättigt. So schnell sehen die Gründer das Ende des Wachstums jedoch nicht. „Der Tourismusbereich wird zunehmen“, sind sie überzeugt. Und sie können sich vorstellen, ihr Geschäft auszudehnen. Auf andere Städte.
Tobia Fischer, Jahrgang 1963, ist stellvertretende Teamchefin der Lokalredaktion. Seit 1993 arbeitet sie bei der NORDSEE-ZEITUNG. Die gebürtige Heidelbergerin hat in Berlin studiert und als freie Journalistin gearbeitet.
Bitte bestätigen Sie durch einen Klick auf den Link in der E-Mail Ihre E-Mail-Adresse, um die Registrierung zum Newsletter abzuschließen. Prüfen Sie ggf. auch Ihren Spam-Ordner.
1139 Kilometer hat Pastor Pawel Nowak noch vor sich. Der katholische Pfarrer aus Bremen umrundet seit Sonntagmittag mit dem Fahrrad das Bistum Hildesheim in nur 54 Stunden - für einen guten Zweck Seine erste Station war Bremerhaven.
Mit dem Klinikatlas sollen Patienten die beste Klinik finden. Bislang gibt es keine ausreichende Hilfestellung, kommentiert Reporterin Denise von der Ahé.
Verwirrung statt Orientierung? So sollte es eigentlich nicht sein. Lauterbachs Klinikatlas zieht zunehmend Kritik auf sich. Die kommt jetzt auch aus dem Klinikum Reinkenheide in Bremerhaven. Ist das Angebot für Patienten hilfreich?