Bremerhaven

Willkommen an Bord: Warum die Seenotretter mit Bremerhaven feiern

Wie sieht der Alltag der Seenotretter aus? Welche Arbeit übernehmen Freiwillige? Für Sonntag laden Bremerhavens Seenotretter zum Open Ship. Wir waren mit dem prominentesten Freiwilligen der Crew an Bord und haben in Fahrstand und Kombüse geguckt.

Leinen los: Ingo Kramer aus Bremerhaven ist Freiwilliger an Bord der „Hermann Rudolf Meyer“ und packt an wie jedermann.

Leinen los: Ingo Kramer aus Bremerhaven ist Freiwilliger an Bord der „Hermann Rudolf Meyer“ und packt an wie jedermann. Foto: Lothar Scheschonka

Neun Festangestellte zählt die Crew der „Hermann Rudolf Meyer“ in Bremerhaven - immer vier leben und arbeiten an Bord für zwei Wochen, rund um die Uhr. Danach haben sie zwei Wochen frei. Unterstützt werden die Retter auf See von Freiwilligen, die mitfahren, um die Stammcrew zu entlasten oder wenn es Krankheitsfälle gibt.

Vormann ist seit Ende 2022 Kapitän Andreas Brensing, der von Norderney stammt und schon seit 20 Jahren in Bremerhaven arbeitet. Er löste Ulrich Fader ab als erster Vormann und Stationsleiter.

Deck, Brücke, Maschine - diese Positionen müssen besetzt sein. Die Ehrenamtlichen arbeiten voll mit und sorgen auch für frischen Wind. „Die Stammcrew arbeitet so lange und eng zusammen, da sind irgendwann alle Geschichten erzählt“, sagt Brensing trocken.

Früherer Arbeitgeberpräsident packt mit an wie alle anderen

Der prominenteste Freiwillige in Bremerhaven ist Ingo Kramer, Segler, Unternehmer, ehemaliger Arbeitgeberpräsident und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), das Unternehmen hinter den Seenotrettern. Ein paar Wochen pro Jahr packt er mit an. Kramer macht alles, was an Bord anfällt - Navigation, Arbeit an Deck oder Abwaschen und Putzen.

Von der Maschine habe er keine Ahnung und lasse davon die Finger. Hat einer, der immer Chef ist, Probleme mit der Hierarchie? Nein. Als Unternehmer sei man gut beraten, fachliche Kompetenz zu respektieren - so auch an Bord.

Das letzte Wort an Bord hat immer der Vormann. Er entscheidet, ob die Crew auch bei schweren Bedingungen rausfährt. Auch wenn man nicht immer helfen konnte: „Rausgefahren sind wir immer“, brummt Maschinist Norbert Schwoch aus der winzigen Kombüse. Der Bremerhavener ist auch leidenschaftlicher Smutje und schnippelt Gemüse.

Smutje kocht mit Leidenschaft und backt auch noch

An Deck öffnet er einen Aufbau und zeigt auf Schüsseln: „Hier hab ich Sauerteige angesetzt“, verrät er.

Jeden zweiten Tag fährt die Crew normalerweise für Übungen und Revierfahrten raus. Ungeplant kommen natürlich die Einsätze hinzu. Es sind immer um die 50 pro Jahr. Meist sind Segelboote manövrierunfähig, manchmal gibt es Krankentransporte wie neulich vom Schulschiff „Großherzogin Elisabeth“. Und manchmal werden auch Personen gesucht.

Vormann Andreas Brensing will sein Wissen weitergeben und da kommt Alexander Rosenfeld (26) aus Bremerhaven goldrichtig. Er ist momentan dritter Vormann und freut sich auf seinen ersten Törn im Revier als verantwortlicher Kapitän. Er kommt aus der Hochseeschlepperei, war weltweit unterwegs. Er will das anspruchsvolle Revier, dem Gezeitenwechsel unterworfen, in den nächsten Jahren ganz genau kennenlernen.

Seenotretter-Geburtstagsparty steigt am Wochenende

Open Ship mit Promis & mehr

160 Jahre ist kein echtes Jubiläum, wird aber, nachdem sich die Seenotretter in der Pandemie zurückziehen mussten, groß gefeiert.

Wann & Wo? Sonntag, 16. April, 11 Uhr, am Liegeplatz der „Hermann Rudolf Meyer“ (Am Alten Vorhafen), Bremerhaven.

Wer kommt? Der Oberbürgermeister Melf Grantz und Ingo Kramer, der ehemalige Arbeitgeberpräsident aus Bremerhaven ist Vorsitzender der DGzRS. Eingeladen sind auch Cas Paris, Nico Flathmann und Joschka Traue (Männer, die aufs Wasser starren), die auch zugesagt haben.

Was kann ich erleben? Ab 12.30 bis 17 Uhr kann das Schiff besichtigt werden und jeder darf auf dem alten Focksegel, das als „Geburtstagskarte“ dient, unterschreiben. Die Unterschrift könnte dann neben der von Spielern von Werder Bremen oder den Fischtown Pinguins, Yared Dibaba, Schauspielern und Musikern des Stadttheaters Bremerhaven, der Eisbären Bremerhaven oder den Tänzern von Grün-Gold Bremen stehen. Die wollen alle unterschreiben.

Smutje Norbert Schwoch ist Maschinist.

Smutje Norbert Schwoch ist Maschinist. Foto: Lothar Scheschonka

Alexander Rosenfeld ist dritter Vormann. Er sitzt im Tochterboot „Christian“.

Alexander Rosenfeld ist dritter Vormann. Er sitzt im Tochterboot „Christian“. Foto: Lothar Scheschonka

Vormann Andreas Brensing (Mitte) im Gespräch mit den Freiwilligen Ingo Kramer (l.) und Björn von Pidoll (r.).

Vormann Andreas Brensing (Mitte) im Gespräch mit den Freiwilligen Ingo Kramer (l.) und Björn von Pidoll (r.). Foto: Lothar Scheschonka

Auf der „Hermann Rudolf Meyer“ im Geestevorhafen. Vormann Andreas Brensing mit Ingo Kramer (li.).

Auf der „Hermann Rudolf Meyer“ im Geestevorhafen. Vormann Andreas Brensing mit Ingo Kramer (li.). Foto: Lothar Scheschonka

Die „Hermann Rudolf Meyer“ im Geestevorhafen.

Die „Hermann Rudolf Meyer“ im Geestevorhafen. Foto: Lothar Scheschonka

Die „Hermann Rudolf Meyer“ .

Die „Hermann Rudolf Meyer“ . Foto: Lothar Scheschonka

Maike Wessolowski

Reporterin

Maike Wessolowski wurde in Remscheid geboren. Die ausgebildete Reiseverkehrskauffrau und Reporterin lebte und arbeitete in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen, bis sie 2018 in Bremerhaven festmachte. An der Region schätzt sie: Menschen, Maritimes, Möglichkeiten.

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