Werder Bremen

So ist Werder Bremen in der Bundesliga angekommen

Mutmacher und Warnzeichen: Diese Lehren kann Werder Bremen aus dem Unentschieden gegen Stuttgart ziehen.

Fußball: Bundesliga, Werder Bremen - VfB Stuttgart, 2. Spieltag, wohninvest Weserstadion. Werders Niclas Füllkrug (r) während einer Trinkpause im Gespräch mit Trainer Ole Werner.

Noch kein Sieg, aber auch noch keine Niederlage: Werder Bremen, hier mit Trainer Ole Werner (links) und Niclas Füllkrug, lebt sich in der Bundesliga ein. Foto: Carmen Jaspersen/dpa

Bereits nach den ersten zwei Spieltagen der neuen Bundesliga-Saison ist ein zarter Trend erkennbar, der allerdings weniger sportlichen, sondern vielmehr rhetorischen Charakter hat. Geht es um den SV Werder Bremen, der nach einem Jahr in der 2. Liga ins Oberhaus zurückgekehrt ist, sprechen Gegner und Beobachter gerne davon, dass der Verein mit seiner großen Tradition, mit seinen treuen Fans im Rücken und wegen der ohnehin nur einjährigen Abstinenz alles, aber kein klassischer Aufsteiger sei. Das ist die eine Seite.

Ole Werner setzt immer wieder auf den Marktwerte-Vergleich

Die andere, nämlich Werder Bremen selbst, argumentiert direkt entgegengesetzt, was unter anderem daran zu erkennen ist, dass Cheftrainer Ole Werner in jüngster Zeit auffällig häufig den Marktwerte-Vergleich mit der Konkurrenz bemüht, bei dem seine Mannschaft sehr weit hinten steht. Bedeutet: So richtig zu verorten sind die Bremer in der Bundesliga-Saison 2022/23 noch nicht, was nach dem 2:2 zum Auftakt beim VfL Wolfsburg auch durch das jüngste 2:2 im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart unterstrichen wurde. Und so war es kein großes Wunder, dass die Partie im Bremer Lager entsprechend breit gefächert bewertet wurde.

„Wir wissen auf jeden Fall, dass wir mithalten können“, sagte etwa Neuzugang Niklas Stark, während Kapitän Marco Friedl festhielt: „Ich finde, dass wir sensationell ins Spiel starten und richtig Druck ausüben.“ Zwei Sätze, die sich beide auf die starke Bremer Anfangsphase beziehen, als Niclas Füllkrug das frühe 1:0 besorgte (4.) und Werder Bremen in der Folge sogar noch hätte nachlegen können. Ein Traumstart, auf den allerdings relativ bald Ernüchterung folgen sollte.

„Wir haben es danach leider nicht mehr geschafft, im eigenen Ballbesitz so klar zu sein, dass der Ball auch bei uns bleibt und wir die Möglichkeit haben, uns bei diesen Temperaturen auch mal zu erholen“, kritisierte Ole Werner, dessen Team noch vor der Pause für die zunehmende Passivität bestraft wurde: In der 38. Minute traf Wataru Endo für den VfB Stuttgart zum 1:1. In Durchgang zwei gelang es Werder Bremen ebenfalls nicht, den Schwung aus der Anfangsphase wiederzufinden, sodass der Punktgewinn am Ende als glücklich beschrieben werden muss: Das Stuttgarter 2:1 durch Silas (77.) glich Joker Oliver Burke erst in der fünften Minute der Nachspielzeit aus. Werners Fazit lautete hinterher: „Am Ende des Tages sind wir für eine kämpferische Leistung doch noch belohnt worden. Gerade über 90 Minuten betrachtet war das auch nicht ganz unverdient.“

Unterschiedliche Lesarten zum Werder-Spiel gegen Stuttgart

In der Tat gab es im Nachgang zwei verschiedene Lesarten des Spiels – eine, bei der die definitiv vorhandenen Mutmacher im Vordergrund standen, und eine, die eher von den klar erkennbaren Warnzeichen geprägt war. Während der ersten 15 bis 20 Minuten hatte Werder Bremen die Schwaben phasenweise in der eigenen Hälfte eingeschnürt, hatte den Gegner früh angelaufen und nahezu alle wichtigen Duelle für sich gewonnen – kurz: hatte wie schon in Wolfsburg gezeigt, dass diese Mannschaft in der Bundesliga konkurrenzfähig sein kann. Entscheidende Ergänzung: Wenn denn auch wirklich alles passt, alle ans Limit kommen und keiner nachlässt.

Sobald die Bremer aber auch nur etwas aus Tritt und Tempo geraten, wird es gefährlich für sie, weil im Vergleich zur Konkurrenz in der Bundesliga – anders als noch im Vorjahr in Liga zwei – oftmals die individuelle Qualität fehlt, um darüber Probleme lösen zu können. „Von uns muss immer alles in die Waagschale geworfen werden, damit wir punkten“, betonte Ole Werner, ehe er sogar noch deutlicher wurde: „Wir haben an den ersten beiden Spieltagen gesehen, dass eine gute Leistung nicht ausreicht, sondern es immer eine hundertprozentige braucht, um ein Spiel gewinnen zu können.“

Füllkrug: Müssen uns als Team entwickeln

Die eigenen Stärken und Qualitäten über eine längere, möglichst über die gesamte Spielzeit auf den Platz bringen, daran wollen Trainer und Mannschaft des SV Werder Bremen Schritt für Schritt arbeiten. „Wir müssen uns als Team entwickeln“, sagte Füllkrug, der mit den zwei Punkten aus den ersten beiden Spielen durchaus leben kann, denn „bei uns ist eine Idee zu erkennen. Dementsprechend bin ich zufrieden, auch wenn wir einige Dinge natürlich noch besser machen können.“

Bliebe noch die Eingangsfrage nach Werders Verortung in der Bundesliga. Klassischer Aufsteiger oder genau das nicht? Kurz bevor er am Samstag den Medienraum des Weserstadions verließ, legte Ole Werner noch einmal seine Sicht der Dinge dar. „Ich würde als Gegner vor dem Spiel auch immer erzählen, dass wir kein klassischer Aufsteiger sind. Alles andere kommt ja auch irgendwie blöd, und deshalb fällt dieser Satz“, sagte der Trainer des SV Werder Bremen, ehe er anfügte: „Wir wissen unsere Möglichkeiten aber trotzdem einzuschätzen, denn meistens ist das Geld ja auch in Verbindung mit sportlichen Möglichkeiten zu sehen. Wir müssen einfach gucken, dass wir als Gruppe besser funktionieren als andere Teams.“ (dco/mb)

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