Ein Bündel Geldscheine für Schiffdorfs Verwaltungschef

Vorurteile hat jeder. Unser Gehirn steckt alles in Kategorien - Menschen, Dinge, Eindrücke. Schubladen im Kopf helfen nun mal, die Gedanken zu ordnen. Ansonsten würde man gar nicht klarkommen. Wenn wir Informationen jedes Mal neu bewerten müssten, wären wir nur noch damit beschäftigt. So sind nun mal Menschen in Chanel-Kostümen in unseren Augen reich, Menschen mit Schmuddel-Outfit arm. Auch für Udo Bernshausen war das so. Bis zu einem Erlebnis, das Schiffdorfs ehemaliger Verwaltungschef kürzlich beim Gästeabend schilderte. Es war die Zeit, als der Gemeindedirektor seine Einwohner von den Vorteilen einer Kläranlage überzeugen musste – auch wenn sie jeden einen Batzen Geld kostete. Eines Tages klopfte er bei einem Mann, der in einfachen Verhältnissen lebte, wie er sagt. Nannte die Gründe für den Bau der Kläranlage, kündigte großzügige Stundungen an. Der Mann wollte nur eins wissen: Wieviel? 26.000 Mark, sagte Bernshausen. Am nächsten Abend stand der Mann vor seiner Haustür, gab dem früheren Gemeindedirektor wortlos einen Umschlag, gefüllt mit 26.000 Mark in Scheinen und verschwand. „Ich war so verdattert, dass ich ihm nicht mal eine Quittung gegeben habe“, erzählte Bernshausen.