Olle Kamellen können sehr zählebig sein. Kleben nach 15 Jahren noch am Hacken. Image-schädigend geradezu. Gestern, auf der Straße, hat’s mich erwischt: Argwöhnische Blicke streifen mich. Dabei blicke ich doch ganz harmlos. Ein blaues Augenpaar durchbohrt mich, der Typ grinst und - Attacke: „Ich hab Sie gestern im Fernsehen gesehen. Als Mörderin!“ Ach ja.
Die war ich vor Urzeiten mehrfach, die „Böse“, für allerlei Gerichtsserien oder Krimis. Im Sommerloch wiederholen die Sender den alten Kram. Was war’s denn diesmal, frag ich? „Strafgericht.“ Au. Richter Ulrich Wetzel und ich haben uns damals herrlich in die Wolle gekriegt. Mordsgaudi. Bösesein-Spielen macht Spaß. Weil man die fiesesten Farben in sich rauslassen darf!
Aber wehe, es träufelt sich ins wahre Leben hinein, das Gift... meinem Seelenheil droht jetzt ernstlich Gefahr: wegen der Tauben. Einer Tauben-Mama mit Flausch-Küken, gegenüber des Redaktionsfensters. Von da schau ich auf die Rückseite des Medienhauses. Neben der Feuerleiter klebt ein winziger Metall-Balkon am Fenster. Darauf ein Nest. Darin eine hellgraue Taube, die hingebungsvoll ihr frisch geschlüpftes Kleines umschnäbelt, füttert, bewacht.
Prompt fällt mir Fieses ein: „Ratten der Lüfte“. Meinem Kollegen auch: „Futter für den Turmfalken“. Der haust hinterm Haus, am Wasserturm. Also, der Falke. Und dann fällt mir noch Fieseres ein: ein Lied. Weanerisch. Georg Kreisler: „Die Herzen sind schwach und die Liebe ist stark, gehnma Tauben vergiften im Park“. Keinesfalls! Ich doch nicht. Never!! Und doch - raunt da nicht eine fiese leise Stimme am Ohr: ‚Ist der Ruf schon ruiniert...‘?