„Damit sollteste unbedingt mal zu Horst Lichter!“ Ich verzichte. Aber sag Danke für das Bewundern meines „Schätzchens“. Bares für Rares hätte ich lieber für meine geerbte 250 Jahre alte abgehängte Hängevitrine aus schwarzbrauner, frühbarocker Eiche. Oder das noch ältere, unsignierte, niederländische Ölporträt eines greisen Heiligen - feinste Malkunst, sagt die Kunsthalle, will es aber nicht haben. Bloß mein kleines feines Fossil Baujahr 2003 lässt allerlei Augen begehrlich funkeln. Aber das geb ich nicht aus der Hand. Nie. „Wollen Sie’s loswerden? Im Internet wird das ab 1.000 Euro gehandelt...“, wollte mir neulich wer mein geliebtes Nokia abschwatzen. No, Sir. Dies gerundete, schmale, verkratzte, zugeklebte Erbstück ist unveräußerlich. Es kann nichts, außer telefonieren. Und simsen. Es gibt nicht mal den Namen dessen an, der anruft oder simst - ich seh bloß die Nummer. Eine von 60 eingespeicherten. Immer, wenn wer meint, mich ohne Absender anmorsen zu müssen, tappe ich im Dunkeln, wer sich hinter der 01...sowieso verbirgt. Sei’s drum. Es ist ein Stück meines Lebens, es hat meine Ma und mich lange Zeit verbunden, es war ihr mobiler Rettungsanker und ist nun meiner, passt in jedes Täschchen, schmiegt sich rund und gemütlich in meine Hand und hat noch echte, knubbelige Tasten, konkrete, zum Drücken. Damit kann nicht mal der Charme von Herrn Lichters wilhelminischem Schnurrbart konkurrieren. Und damit - Basta.
Susanne Schwan
Reporterin
Die gebürtige Düsseldorferin studierte an der Musikhochschule und war 12 Jahre Theaterschauspielerin. Nach Rundfunk-Ausbildung und Volontariat bei der NORDSEE-ZEITUNG ab 1999 leidenschaftliche Menschen- und Geschichtensammlerin. Nebenbei noch Auftritte mit Literaturprogrammen.
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