Womöglich nerve ich Sie an dieser Stelle. Womöglich sagen Sie sich: Haben die denn nichts anderes, worüber sie schreiben können? Und kann der nicht endlich aufhören, das Thema Müll zu strapazieren? Die Antworten: Doch, haben wir, und nö, kann er nicht – oder besser: will er nicht.
Man meckert ja immer gerne über Nordenham. Aber wenn wir tief in uns hineinhorchen, finden wir diese Stadt doch alle irgendwie lebens- und liebenswert; sonst wären wir ja längst weggezogen. Aber wenn wir sie schon lebens- und liebenswert finden, warum vermüllen wir diese Stadt dann so brutal?
Am Dienstag bin ich durch die Ludwigstraße gefahren. Am Straßenrand lagen zwei aufgerissene gelbe Säcke, ihr Inhalt war auf einem Radius von vielleicht zwei Metern verteilt. Niemand kümmerte sich darum, niemand schien sich dafür zu interessieren oder gar verantwortlich zu fühlen.
Ich stieg vom Fahrrad, um die Sauerei zu fotografieren. Eine ältere Dame ging vorbei und schüttelte resigniert den Kopf. „Es wird immer schlimmer“, sagte sie. Das war keine Bemerkung der Marke „Omma erzählt vom Krieg“ oder „Früher war alles besser“. Es war einfach eine Feststellung. Und zwar eine leider sehr zutreffende.
Ja, es wird immer schlimmer. Und dennoch passiert nichts. Die Statistiken über Mikroplastik und Müll im Meer können noch so schockierend, die Aussagen von Experten zum Klimawandel noch so dringlich mahnend sein. Es passiert nichts.
„Wie eine träge Herde Kühe schauen wir kurz auf und grasen dann gemütlich weiter“ heißt es in einem Songtext von Herbert Grönemeyer. Ich möchte nicht Teil dieser Herde sein.
Deshalb werde ich weiter die Kamera draufhalten, wenn ich Müll in meiner Stadt liegen sehe. Ich werde anfangen, mir die Adressen der Häuser zu notieren, vor denen besonders häufig und viel Müll liegt, und daraus irgendwann eine Liste der größten Müllschweine und verantwortungslosesten Bürger Nordenhams zusammenstellen.
Und ich werde weiter „Moins“ über dieses Thema schreiben. Wenn Sie das nervt – tut mir leid, solange diese Wunde klafft, müssen Sie da wohl durch.