Wo Menschen unkompliziert und respektvoll miteinander umgehen, da fühle ich mich wohl. Auffällig häufig ist das als Zuschauer bei Sport- und Musikereignissen der Fall. Da befindet sich jeder unter seinesgleichen, duzt einander und kommt mit Leuten locker ins Gespräch, auch wenn man sich nie zuvor gesehen hat. Das stelle ich immer wieder fest. Ob in Deutschland oder anderswo.
Sport und Musik verbindet die Menschen international, das steht mal fest. Oft schon habe ich erfreuliche Bekanntschaften machen dürfen, die auf dem gemeinsamen Interesse beruhen. Sei es beim Warten auf den Auftritt einer Band oder wie neulich bei einem Fußballspiel. Wie es der Zufall will, sitze ich neben einem Anhänger des gegnerischen Vereins. Da macht es viel Spaß, wenn beide eine humorvolle Ebene finden, um das Geschehen zu kommentieren.
Ein Höhepunkt dieser Art bleibt unvergessen, als sich in Frankreich während einer Weltmeisterschaft Urlauber aus vielen Nationen in einem irischen Pub treffen, um bestimmten Teams vor dem Bildschirm die Daumen zu drücken. Herrlich, wie unterschiedlich die Menschen auf Spielverläufe reagieren. Schnell spendieren sich Gäste aus verschiedenen Ländern gegenseitig ein Bierchen oder lassen Süßes durch die Reihen wandern, feiern zusammen.
Nur einmal fühle ich mich völlig allein. Das muss 1992 gewesen sein, als Deutschland als amtierender Weltmeister im Finale der Europameisterschaft auf Dänemark trifft. Das schaue ich mir mit Hunderten Menschen aus England, Skandinavien und anderen Ländern auf einem Campingplatz in Südeuropa an. Als Dänemark Tore schießt und gewinnt, herrscht Ekstase. Denn jeder, wirklich jeder auf dem Terrain – außer mir als offenbar einzigem Deutschen – drückt natürlich dem vermeintlichen Außenseiter die Daumen. Nachvollziehbar, denn das geht mir ja meistens auch so. Außer an jenem Tag. Am Ende indes freut man sich über so viel Begeisterung. Es sei ihnen wirklich gegönnt.