Die Juristin und der Betriebswirtschaftler kämpfen derzeit mit einer Flut von Hilferufen von Menschen, die während der Pandemie ihre Jobs verloren oder von Kurzarbeit betroffen sind. Einige konnten ihre Energiekosten nicht mehr tragen. Stromsperrungen oder deren Ankündigungen waren die Folge. „Hinzu kommt, dass die Menschen während der Lockdowns viel mehr zu Hause waren, deswegen mehr Energie verbraucht haben“, erläutert Harb. „Im ersten Quartal 2021 hatten wir dreimal mehr Anfragen von Bremerhavenern, denen Stromsperrungen drohten, als ein Jahr zuvor. „Viele haben während des Lockdowns versucht, sich über Wasser zu halten. Das ging dann irgendwann nicht mehr.“ Die Verbraucherschützer versuchen, mit den Energieversorgern Ratenzahlungspläne zu vereinbaren. „Mit der SWB sind wir hier in einem guten Dialog“, sagt Harb.
Der SWB sei bekannt, dass in den vergangenen 14 Monaten mehr Beratungen bei der Verbraucherzentrale in Bremerhaven stattgefunden hätten. „Der von SWB im Jahr 2014 ins Leben gerufene Runde Tisch zur Vermeidung von Wasser- und Energiesperren im Land Bremen vereint nahezu 20 Institutionen, darunter auch die Verbraucherzentrale“, sagt SWB-Sprecherin Angela Dittmer. Die Kampagne „Zappenduster“ mache auf das Netzwerk verschiedener Anlaufstellen und Hilfsmaßnahmen aufmerksam. „Wenn bei der Verbraucherzentrale viele Beratungen stattfinden, ist das ein gutes Zeichen dafür, dass die säumigen Kunden die gebotenen helfenden Hände ergreifen.“
Untergeschobene Verträge
Auch über das Jobcenter oder Arbeitgeber gelingt es Harb und Welzel zuweilen, Lösungen zu finden und beispielsweise Stromsperrungen zu vermeiden. „Es trifft mich sehr, wenn da Kinder mit betroffen sind“, sagt Harb. Viele Betroffenen wüssten zunächst überhaupt nicht, wie und wo sie Hilfe finden könnten. Harb spricht arabisch. „Auch das ist durchaus von Vorteil.“ Ebenso wie das persönliche Gespräch. Das bieten die Verbraucherschützer in dem von den Corona-Regeln möglichen Rahmen an.
„Viele Verbraucher wissen nicht, dass sie sich mit ihren Fragen aus den Bereichen Verbraucherrecht, Energie oder Geldanlage sowie Altersvorsorge, an die Verbraucherzentrale wenden können“, berichtet auch Welzel. „Häufig geht es in den Beratungen um untergeschobene Verträge, sei es am Telefon oder an der Haustür. Aber auch um die Themen Fitnessstudio oder Reisestornierung.“ Alles Themen, die während der Pandemie besonders im Zentrum der Anfragen standen, wie Harb sagt. „Gerade die Abzocke am Telefon hat während der Pandemie, wo viele Menschen im Homeoffice sind, stark zugenommen. Da geht es beispielsweise um Lotto- und andere Gewinnspiele.“ Auch das Internet sei eine Quelle für Betrügereien.
Beratung erfolgt nicht mehr nur telefonisch
Entsprechend den vermehrten Anfragen seien die neuen Beratungszeiten kundenfreundlicher und Termine auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich. Die Verbraucher können sich persönlich in der Beratungsstelle oder telefonisch zu ihren Fragen beraten lassen.
Die neuen Öffnungszeiten gelten ab dem 1. Juli. Die Beratungen finden dann Montag und Mittwoch von 10 bis 18 Uhr, am Freitag von 10 bis 13 Uhr sowie Dienstag und Donnerstag nach Terminvereinbarung statt. „Zu den Öffnungszeiten beraten wir vor Ort. Aufgrund der aktuellen Lage erfolgt die Beratung momentan in der Regel telefonisch nach vorheriger Terminvereinbarung“, sagt Welzel.