Moin

Ab sofort tickt das Leben heller - Zeit fürs Abblenden und Aussperren

Warum ich meinen Uhren heute Abend ’nen fröhlichen Schubs gebe, im Lichtrausch das Fenster verdunkele und zur tödlichen Gefahr für verirrte Kreaturen werde.

NZ-Redakteurin Susanne Schwan

Aufwachen! Sommerzeit! Na endlich! Das Ticket, um im Zug der Zeit, um einen Tacken anders zu ticken - heller, froher, zupackender - stell ich mir selbst aus, Samstagabend vorm Schlafengehen. Immer. Dieses ersehnte Ritual ist mein persönliches Frühlingsfest: Kurz vor Mitternacht kriegen sämtliche Ührchen in meiner Wohnung - bis auf eine tickt keine digital - einen zarten Schubs. Mach schon, flüstere ich dem Stundenzeiger liebevoll zu, nimm Kurs auf: Licht! Welch ein Genuss, abends gegen 19.30 aus der Elektrolicht-bestrahlten Redaktion rauszukommen - und da draußen ist noch Tag! Geradezu Champagner für die Lebensgeister. Einen Tag lang Eingewöhnen - dann bin ich angekommen in der gefakten Zeit. Und schnapp wieder meine Leiter, schlepp sie zum Schlafzimmer-Fenster - nein, so berauscht bin ich denn doch nicht, um sonntags Scheiben zu putzen! - und sperre es aus, das ersehnte Licht. Aber nur hier. Die weißen Vorhänge weichen den dunkelblauen. Weil ich nicht unbedingt um halb sechs oder fünf oder früher vom Licht wachgekitzelt werden will, wenn halb sieben völlig reicht, blend ich ein bisschen ab, mit Dunkelblau. Hält mir auch andere Wachkitzler vom Leib. Gestern hatte sie es ja mal kühn versucht: Sehr wach, sehr sommerbetickt, sehr zielsicher sirrte sie durch die weißen Vorhänge bis zu mir und penetrant wie ein Zahnarztbohrer um meinen Kopf. Auf meine Hand. Ihr erster Pieks war ihr letzter. Wenn ich wach bin, bin ich wach. Heller, froher, zupackender! Obacht, Mückenvolk!

Ende März ist Pflaumenblütenbeginn in den Gärten

Nicht nur die Pflaumenblüten ticken mit der Sommerzeit, auch die Viecher, die schon jetzt - scharf auf Menschenhaut - drumrum sirren... Foto: Schwan

Susanne Schwan

Reporterin

Die gebürtige Düsseldorferin studierte an der Musikhochschule und war 12 Jahre Theaterschauspielerin. Nach Rundfunk-Ausbildung und Volontariat bei der NORDSEE-ZEITUNG ab 1999 leidenschaftliche Menschen- und Geschichtensammlerin. Nebenbei noch Auftritte mit Literaturprogrammen.

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