Bremerhaven

Bremerhavens „Salondampfer“ geht für mehrere Wochen in die Werft

Die „MS Hansa“ ist in die Jahre gekommen. Nach 25 Dienstjahren muss das schwimmende Restaurant und Ausflugsschiff umfassend saniert werden. Das kostet viel Geld. Der Betreiber verbindet das alles mit einem besonderen Wunsch. Es geht um den Liegeplatz.

Schiff "MS Hansa" liegt im Hafenbecken

Die „MS Hansa“ wird in erster Linie als Restaurantschiff im Fischereihafen genutzt. Jetzt wird sie saniert. Der Eigentümer würde auch gern am Liegeplatz etwas verändern. Foto: Arnd Hartmann

Sanierungsbedürftig? Da denken viele in Bremerhaven womöglich sofort an vernachlässigte Museumsschiffe. Die „MS Hansa“ gehört der Beschäftigungsgesellschaft Unterweser (BBU). Geschäftsführer Gerrit Michaelis betont, dass das rund 40 Meter lange Schiff nicht saniert werden muss, weil es marode sei. „Es ist in einem guten Zustand“, sagt er.

Die BBU lasse das Schiff, das mit Passagieren regelmäßig hinausfährt, immer wieder in der Werft warten und überprüfen. Vor fünf Jahren wurde dabei aber klar, dass bei der „MS Hansa“ in absehbarer Zeit umfangreichere Arbeiten anstehen, sagt Michaelis. Die werden nun umgesetzt. Michaelis sucht mithilfe einer Ausschreibung eine Werft, die den Auftrag übernimmt.

Ehemaliger Schlepper der Volksarmee

Vor rund 25 Jahren war das Schiff von der BBU gekauft worden. Zuvor diente es unter dem Namen „Hai“ als Marineschlepper der Nationalen Volksarmee der DDR. Mithilfe von Bremerhavener Firmen und Fördermitteln der Europäischen Union wurde das Projekt in Angriff genommen. Das Schiff wurde komplett entkernt und neu aufgebaut mit mehreren Salons. Dabei konnten 15 Arbeitslose wieder in Beschäftigung vermittelt werden.

Die „MS Hansa“ hat seitdem viel erlebt. Sie wird in der Saison zwischen April und Oktober öfter gebucht für Fahrten anlässlich von runden Geburtstagen, und sie wurde als Begrüßungsschiff eingesetzt, als die „Schulschiff Deutschland“ nach Bremerhaven kam. In erster Linie ist die „MS Hansa“ aber ein Restaurantschiff im Fischereihafen, Gastronomie ist das wirtschaftliche Standbein.

Nach 25 Jahren sind etliche Schweißnähte an den Rohren porös geworden, sagt Michaelis. Stahlbauarbeiten an Ruder und Rumpf sind notwendig, dazu kommt die Erneuerung von Gastronomie und Küche. „An der Maschine muss nichts gemacht werden“, sagt Michaelis.

Geld auf die hohe Kante gelegt

Die BBU hatte genug Zeit, Erlöse aus dem Betrieb für die Sanierung zurückzulegen. Dazu kommen Zuschüsse der Stadt, die zu diesem Zweck ebenfalls zur Seite gelegt wurden. Es geht immerhin um geschätzte Kosten in Höhe von fast 800.000 Euro. Das ist viel Geld. Zum Vergleich: Zur Sanierung der Museumsflotten stellen Land und Stadt derzeit 600.000 Euro jährlich zur Verfügung.

Die Werftzeit der „MS Hansa“ darf nicht zu hohen Einnahmeausfällen führen, sagt der BBU-Chef. November und Dezember seien umsatzstarke Monate, auf die Einnahmen kann Michaelis nicht verzichten. Deshalb bekommt der Betrieb, der den Auftrag übernimmt, ein klar begrenztes Zeitfenster: Das reicht vom 8. Januar kommenden Jahres bis zum 19. Februar. Dann muss die „MS Hansa“ wieder im Fischereihafen liegen.

Im Schatten der „Gera“

Und was hat es mit dem Liegeplatz auf sich? Die „MS Hansa“ liegt im Fischereihafen direkt hinter der wesentlich größeren „Gera“. Seit Jahren wünscht sich Michaelis deshalb einen Liegeplatz-Tausch, so dass die „MS Hansa“ nicht von der großen Nachbarin verdeckt und besser für die Gäste sichtbar wird. Und seinen Gästen auf dem Sonnendeck möchte er so außerdem einen freien Blick auf das Schaufenster Fischereihafen zu verschaffen. Im Sanierungsjahr will der BBU-Chef nun einen weiteren Vorstoß bei der Fischereihafen-Betriebsgesellschaft (FBG) unternehmen.

Klaus Mündelein

Reporter

Klaus Mündelein kümmert sich im Bremer Büro um die Landespolitik. Er hat in Münster studiert und volontiert und kam vor fast 30 Jahren zur Nordsee-Zeitung.

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