Ich lebe in einem Land, in dem es echte und falsche Frauen gibt

Die Frage der letzten Jahre ist: Warum flüchten all diese Menschen nach Deutschland? Menschen flüchten hierher, weil es, platt gesagt, bei uns schöner ist: Wir haben Frieden, Demokratie und das Bestreben nach Gleichberechtigung. Das sind großartige Werte.

Wer die AfD wählt, muss auf diese Dinge verzichten können. Denn die sagt, wir brauchen wehrhafte Männer und echte Frauen. Und echte Frauen stehen hinter ihren Männern. Ich bin eine Frau. Wie soll ich mir das vorstellen?

Erst vor 65 Jahren wurden Mann und Frau gleichgestellt. Sie stehen laut Gesetz nebeneinander. Seit 1958 dürfen Frauen arbeiten gehen, ohne ihren Mann vorher um Erlaubnis zu bitten. Seit 1962 dürfen sie ein eigenes Bankkonto eröffnen und selbst über ihr Geld bestimmen. Frauen dürfen inzwischen (fast) alles. Und das ist gut so.

Manchmal sind die Formen, die diese Freiheit annimmt, unpraktisch. Dazu zählen megalange XXL-Nägel, mit denen die Frau nicht mehr abwaschen kann. Da muss dann der Mann ran. Auch den Kinderwagen schiebt die moderne Frau nicht mehr wortlos allein.

Maximilian Krah, Spitzenkandidat der AfD für die anstehende Europawahl, passt das alles nicht. Er sagt: „Echte Männer wollen echte Frauen haben“. Eine echte Frau bekommt mindestens zwei Kinder, kümmert sich um sie in Vollzeit und unterstützt ihren Mann. Schluss mit eigenen Wegen, zurück an den Herd. Das steht im Grundsatzprogramm der Partei. Wer das will, könnte genauso in ein Land emigrieren, in dem die Frauenrechte noch immer beschnitten sind. Viel Spaß.

Nebenbei: Frauen sind nur echt, wenn sie sich aussuchen, wo sie stehen.