Camping bedeutet bekanntlich, die eigene Verwahrlosung als Lebensstil zu empfinden. Ich selbst mache das seit etwa 15 Jahren mit gewisser Regelmäßigkeit. Bei aller Routine, die sich in dieser Zeit entwickelt, schleicht sich immer mal die eine oder andere Nachlässigkeit ein. So zum Beispiel bei einem Kurztrip vor zwei Jahren, als ich bis hin zur Getränkekühlung an alles gedacht hatte. Oder eben an fast alles, wie mir beim Auspacken des Frühstücks am nächsten Morgen auf dem Platz gewahr wurde. Es fehlte schlicht ein Messer. Irgendein Messer. Nichts irgendwie annähernd Messerartiges war im Auto zu finden. Dem Aufschnitt konnte das egal sein, aber wie kriegte ich die Leberwurst oder den Frischkäse aufs Brot? Natürlich könnte man auf dem Campingplatz alle naselang Nachbarn um Hilfe fragen. Aber wenn ich mich in eine Problemlösung erstmal verkeilt habe, bin ich für rationales Denken nicht mehr zugänglich.
Die Suche endete schließlich, wo sie begann: in den Hosentaschen. Der Schlüssel mit den spitzesten Zacken öffnete brutalstmöglich die Leberwurst, während die Kreditkarte aus dem Portemonnaie als Streichwerkzeug fungierte. Dabei ist die Idee gar nicht von mir. Rowan Atkinson hatte sie schon vor über 20 Jahren als „Mr. Bean“, wobei er das Werkzeug auch „my flexible friend“ nannte. Mein flexibler Freund rettete mir an jenem Tag die Zufuhr fester Nahrung. Der Vorteil: Man kann gefahrlos das „Messer“ ablecken. Seitdem weiß ich, wie meine Zahlungsfähigkeit schmeckt.