Wer auf der Autobahn 27 zwischen den Anschlussstellen Nordholz und Geestland-Neuenwalde den Midlumer Windpark passiert, kann sie nicht übersehen: Tausende Sonnenblumen, die ihre Köpfe - je nach Sonnenstand - direkt in Richtung Autobahn recken. Dabei lassen die Korbblütler jetzt in den ersten Novembertagen nicht etwa die Köpfe und die Blätter hängen, sondern zeigen sich in voller Pracht.
Vor gut zwei Wochen fing die Blüte an, berichtet Lars Henken, dem das fünfeinhalb Hektar große Feld mit den gelben Blühriesen gehört. Der Landwirt aus Midlum hat eigentlich gar nicht damit gerechnet, dass die Saat sich so üppig und prachtvoll entwickeln würde. Ernten will er die Sonnenblumen nämlich nicht.
Als Zwischenfrucht aufs Feld gebracht
Anfang August hatte Henken die Mischung aus Futtererbsen, Blauen Lupinen, Saatwicken, Sorghumhirse und eben Sonnenblumen aufs Feld gebracht. „Als Gründüngung“, wie er erklärt. Insbesondere Lupine, Futtererbse und Saatwicke in der Mischung gehören zu den sogenannten Leguminosen. Diese werden oft nach der Ernte ausgesät und dienen als Schutz vor Erosion. Außerdem binden sie an ihren Wurzeln den Stickstoff aus der Luft und nehmen die von der Vorfrucht - in Henkens Fall Roggen - im Boden verbliebenen Nährstoffe auf.
Für den Landwirt ist das praktisch, weil er auf die für Zwischenfrüchte seit einigen Jahren verbotene Düngung mit Gülle oder mineralischem Dünger verzichten muss. Dank der Zwischenfrucht erhält er trotzdem im kommenden Frühjahr einen nährstoffreichen Boden, auf dem er dann Mais als Hauptfrucht anbauen will, erklärt er.
Blühmischung dient als Dünger für den Mais
Dafür lässt er Sonnenblumen, Lupinen, Erbsen, Wicken und Hirse den Winter über stehen. Er hofft auf Frost, damit die Pflanzen welken und verrotten. Bevor er im Frühjahr die nächste Frucht ausbringt, will er die stickstoffreiche Biomasse in den Boden einarbeiten.
Die üppige Blüte der nur mit gut zehn Prozent in der Saatmischung vertretenen Sonnenblumen verdankt er dem feuchten und warmen Spätsommer und Herbst. Für den eigentlichen Zweck der Blühmischung setzt er nun auf einen baldigen Wetterumschwung, damit die Vegetation zurückgeht und es nicht zur Samenbildung kommt.
Bereut habe er den Einsatz der Saatmischung auf keinen Fall. „Das war zwar etwas kostenintensiver, aber es hat sich gelohnt“, resümiert Henken. Klingt so, als könnte es im Herbst 2023 ein Comeback für die Sonnenblumen geben.