Werder Bremen

Werder Bremens Ehrenspielführer Horst-Dieter Höttges ist tot

Diese Nachricht macht die Fans des SV Werder Bremen traurig: Ehrenspielführer Horst-Dieter Höttges ist tot. Wie die Familie mitteilte, ist Höttges bereits am 22. Juni im Alter von 79 Jahren gestorben.

Werder-Ehrenspielführer Horst-Dieter Höttges ist tot.

Werder-Ehrenspielführer Horst-Dieter Höttges ist tot. Foto: Sielski/imago images

Höttges litt seit Jahren unter Demenz, genauso wie seine Frau. Gemeinsam lebten sie in einer Seniorenresidenz im Bremer Umland. Die beiden Söhne überlegen nun mit Werder, wie eine angemessene Beisetzung für den Meister von 1965, den Europameister von 1972 und den Weltmeister von 1974 aussehen könnte. „Mit Horst-Dieter Höttges verlieren wir einen der größten Werderaner aller Zeiten und einen der besten Fußballer, die es je in Deutschland gab“, betont Werder-Präsident Dr. Hubertus Hess-Grunewald.

Höttges feiert mit Werder den ersten Meistertitel

1964 war Höttges von Borussia Mönchengladbach an die Weser gewechselt und holte mit den Grün-Weißen sofort die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte. „Horst war der jüngste Spieler in unserer Mannschaft, aber er war so präsent und stark, dass wir alle wussten: Das ist ein absoluter Nationalspieler. Werder hatte viele gute Fußballer, aber Horst war ein Ausnahmefußballer“, urteilt sein ehemaliger Teamkollege Hans Schulz und möchte unbedingt etwas klarstellen: „Horst wurde ja als ,Eisenfuß‘ bezeichnet, weil er niemanden schonte und keine Verletzungen kannte, aber er war auch ein guter Techniker. Der Ball war nicht sein Feind. Sonst hätte er auch nicht diese Karriere machen können. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was er in der heutigen Zeit für einen Marktwert hätte.“

Ein Wechsel aus Bremen kam für Höttges nie infrage

Höttges wäre es wahrscheinlich egal gewesen, ein Wechsel kam für ihn nicht infrage, obwohl ihn zahlreiche Clubs holen wollten. Aus gutem Grund: Kein Stürmer auf dieser Welt spielte gerne gegen Höttges, der stets kompromisslos zu Werke ging. Die Schalke-Legende Stan Libuda sagte mal vor einem Spiel in Bremen: „Nee, Trainer. Da brauch’ ich gar nicht erst mitfahren. Da geht es gegen den Höttges. Da seh’ ich den Ball genau zweimal: Beim Anstoß und wenn die das Tor geschossen haben.“

Höttges war bei drei Weltmeisterschaften dabei: 1966, 1970 und 1974. Die Krönung gab es zum Schluss mit dem Titelgewinn. Zwei Jahre zuvor hatte der gebürtige Mönchengladbacher schon den EM-Titel bejubeln dürfen. „In Mannschaften, die im Rückblick vor allem für ihre Spielstärke gepriesen werden, war er der fleißige Arbeiter, dem kein Weg zu weit, kein Auftrag zu schwer war - und der damit seine Kollegen glänzen ließ. Ohne Spieler wie ihn kann keine Mannschaft erfolgreich sein“, unterstreicht DFB-Präsident Bernd Neuendorf.

Nur ein Spieler hat mehr Partien für Werder absolviert

Mit Werder lief es irgendwann nicht mehr so gut. Doch Höttges stemmte sich mit aller Macht gegen den Niedergang. „Solange ich bei Werder spiele, steigt der Verein nicht ab“, lautete sein legendäres Versprechen, das er auch einhielt. 1978 beendete Höttges seine Profi-Karriere - nach 420 Bundesligaspielen. Nur Keeper Dieter Burdenski hat noch mehr Partien für Werder absolviert. Unvergessen ist Höttges’ Abschiedsspiel 1979 gegen eine Weltauswahl im Weserstadion. Die Einnahmen spendete er der Aktion „Ein Herz für Kinder“. Die Trikots ließ er von allen Teilnehmern unterschreiben und lagerte sie in seinem Haus in Achim.

Höttges war ein leidenschaftlicher Sammler

Denn Höttges war auch ein leidenschaftlicher Sammler. Dieser Höttges-Schatz kam Ende vergangenen Jahres unter den Hammer, um auch mit diesem Geld wieder etwas Gutes zu tun. „Mein Vater hat immer gesagt, dass er etwas zurückgeben will. Er war ohnehin jemand, der gerne geschenkt hat“, berichtete Höttges’ Sohn Andree damals.

Sein Vater war auch nach der Karriere dem Fußball treu geblieben. Der Sportartikelhersteller Puma machte ihn zum Vertreter für den norddeutschen Raum. Zudem arbeitete er im Nachwuchsbereich des SV Werder. Gesundheitlich ging es ihm zunehmend, schlechter, Höttges hatte Alkoholprobleme. Auch deswegen zog er sich zurück, konnte nicht mehr wie seit Jahrzehnten üblich die Werder-Spiele live im Stadion verfolgen.

„Er war Werder, und der Fußball war sein Leben“, sagt Weggefährte Hans Schulz - und der 80-Jährige spricht aus, wie sich viele in der grün-weißen Welt gerade fühlen: „Ich bin einfach sehr traurig.“ (lb)

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