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Warum Friedhöfe auch faszinierende Facetten haben

Lutz Hilken

Als junger Mensch fühlt man sich ja meist geradezu unsterblich. Dass das Leben endlich ist, wird älteren Zeitgenossen spätestens beim Gang über Friedhöfe bewusst. Weil sie Angehörige oder Freunde und Bekannte verloren haben, die dort begraben sind.

Doch Friedhöfe sind im besten Fall nicht nur ein Ort der Trauer, sondern der Begegnung. Eine solche haben wir neulich völlig unerwartet, als wir im Ausland das Grab eines vor mehr als 40 Jahren verstorbenen Sängers aufsuchen. Plötzlich taucht ein wohl bald 70-jähriger Typ mit langen grauen Haaren auf, kniet nieder und küsst die Grabplatte.

Wieder aufgestanden, hält er kurz inne. Und beginnt zu erzählen. Jahrzehnte sei er nicht im Land gewesen, doch nun ist er zurück und besucht deshalb das Grab des viel zu jung verstorbenen Mannes; denn er habe ihn persönlich gekannt, bevor der besagte Vokalist weltweit berühmt wurde: „Ein feiner Kerl.“ Dann schreitet er gedankenverloren von dannen.

Da wissen wir noch nicht, dass wir wenig später auf einer Ruhestätte der ganz anderen Art landen. Nein, ich meine nicht den offiziellen Hundefriedhof, den wir entlang einer Straße entdecken und der wohl ziemlich einzigartig ist. Vielmehr dürfen wir in freier Natur ein verlassenes, offen stehendes Haus betreten, das Tieren als Ort zum Sterben dient. Wie das an anderer Stelle auch manchen Bereichen der Wildnis der Fall sein kann, wie wir nicht weit entfernt feststellen. Faszinierend.

Weitaus erhebender ist es jedoch, auf einem parkähnlichen städtischen Friedhof Dutzende lebendiger Tiere zu sehen, die dort gerne geduldet sind, die auf Rasenflächen grasen, die jung und agil wirken. Geradezu unsterblich.

Lutz Hilken

Lutz Hilken ist in Zeven geboren und in der Region aufgewachsen. Seit 1987 schreibt er über so ziemlich alles, was die Menschen bewegt - außer Sport. Privat zieht es ihn mit Vorliebe in die Natur, um auf langen Wanderungen abzuschalten.

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